Anton Dillét

Liebe Freunde des geschriebenen Wortes,
ich freue mich sehr, daß mir gestattet wurde, Euch hier Gedichte von Anton Dillét zu präsentieren. Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas über ihn weiß und ob das, was ich zu wissen glaube, wahr oder eingebildet ist. Wer etwas über ihn herausfindet, teile es mir bitte mit!

TITANIC

Ein Gute-Nacht-Gedicht


Das stolze Schiff ist längst versunken
Die liebe Sonne ebenso
Und Dein Vater hat betrunken
Sich erbrochen auf dem Klo

Das Auerrind hat abgedankt
Bevor ich es je sah
Das Mütterchen vor Gram erkrankt
Und Mitternacht ist nah’

Laß’ Idyll’ Idylle sein:
Die Existenzen sind verkracht
Drum schließe nun die Äugelein
Ich wünsche Dir: Gut’ Nacht!


Käm‘ auch das End‘ der Welt



Tät’ sich auf der Erdengrund
Spieh’ Schwefel, Glut und Feuersturm
Stiebe der Apokalypse Schar
Vor unserm Fenster
Über’s Firmament
Hätt’ ich Mitleid gar

Weil einsam sie
In blinder Wut und stumpfem Haß

Vermählten Höll’ und Himmel sich
Vor unserm Bett
Ihr wild’ Gebar’n scheret mich nicht
Ich würd’ verschwenden
Keinen Wimpernschlag

Denn meine Liebe
Taucht’ und tränke grad’
Im Antlitz, Dein
Meine Augen taugten nur
Zu schauen
Deinen Blick
Mein Körper könnte einzig spür’n
Deine Wärme, Deine Haut

Wie wichtig kann das End’ der Welt
Schon sein?

Pojechali!


Auf was für eine Reise
Begab es mich
Als es mich
Als es mich
Verliebt’ in Dich?

Kopfüber
Kopfüber
Der Sprung ins Große Tiefe

Welches Universi-um
Ist das?
Ist das?

Was da kommt -
Was kommt da
Noch?

Reise ohne Wiederkehr!
Zurück nach Haus geht’s nicht
Will es nicht
Ich will es nicht

Wär’ Zuhaus das Ziel,
Wär’ ich zu Haus
Geblieben
Ich wär’ zu Haus geblieben

Hab’ ich ein Ziel?
Vielleicht!
Gehabt!

Reise reisen, sehen
Schmecken,
Was sie trägt

Atemlos - Beschleunigung!
Die Seele glüht!

An
An
Angenommen
Nehme an

Laß’ mich
Laß’ mich ein!
Ich laß’ mich ein

Mit Freude und
Mit Mut

Tausend Fragen
Nicht gestellt
Tausend Fragen nicht gestellt

Augen zu
Die Flügel breit
Ich bin bereit!
Bin so bereit!

Pojechali - auf geht’s!

Ich -
Nehm’ Dich!
Du -
Nimmst mich!
Kommst Du?
Nimm mich!

Mit!

Auf die Reise

Vor dem Spiegel



Ich stehe vor dem Spiegel und ein Kind schaut mich an

Ich stehe vor dem Spiegel, seh’ einen alten Mann

Der Spiegel bäumt sich auf, schüttelt sich, vibriert
Fieber!
Der Knabe schaut mich an, seine Augen fragen:
Und, was wirst Du tun?
Regenbogenringe kreisen
Die Augen fragen: Und, was willst Du tun?
Mein Körper schüttelt sich, das Herz flattert
Meine Augen kreisen, sie drehen sich
Nach innen
Der alte Mann fragt: Und, was hast Du vor?
Ich rennerennerenne, die Füße in den Wolken
In meinem Bauch kämpft Goliath gegen Goliath,
Ich würge etwas Zuckendes hervor
Es ist ein Fragezeichen
Mit seinen wilden Augen sieht es mich an und fragt:
Und, was wirst Du tun?

Leidenschaft


Ich habe eine Leidenschaft,
die füllt mich vollends aus.
Sie kost’ ein Gutteil meiner Kraft
und füllt nun auch das Haus

Ich sammle Buchstaben und Zahlen
Das ist ganz schön schwer
Nehm’ gern die originalen,
so viele gibt es nicht mehr,
manche sind längst verschollen -
bleiben mir nur die ollen…

Habe sie alle fein sortiert
in meterhohen Regalen.
Nun hat’s Amt welche kassiert -
das war kaum zu bezahlen!

Eine Drei, paar Nullen, mein schön geschriebnes A
und ein Zett - ausgerechnet
sind jetzt alle nicht mehr da

Zurückgeben wollen sie’s mir nicht
Da stellt das Amt sich stur
Drum schreibe ich dieses Gedicht
Mit geborgten Lettern nur

Ach Mensch…

Abschiedsbrief


Umwege, Mißverständnisse, Tragödien, Schmerzen, Angst
Lustig aufgefädelt
Nach undurchsichtigem Prinzip -
Das ist das Leben meist

Ein stolzer Preis
Für die paar lichten Momente!
Da sei die Frage mir erlaubt:
Gibt es hier Rabatt?

Waaas? Wenn ich dreie nehmen tät’,
Dazu zehn Büchsen
Hering, fein,
In Kräuter-Créme und Dill,
Verzinktes Wasserrohr,
Zehn Meter, halber Zoll,
Ein Kofferset für die moderne Frau,
Der Köpfe fünf vom Kopfsalat,
Ein Dutzend Kaffeetassen -
Kobaltblau
Und für den Garten eine Bank,
Aus Papier ’nen Drachen -
Von allem gern’ auch etwas mehr -
Ließe sich vielleicht
Was machen?

Mir wird ganz mau,
Müßte lachen,
Wenn es nicht so traurig wär‘
Tut mir leid, da muß ich passen,
Das gibt mein Account nicht her

Bleibt mir nur zu sagen:
Für die Mühe vielen Dank
Ich muß jetzt Geh’n
Dazu ein Tschüß!
Und nicht:
Auf Wiederseh’n!

In den Schlaf


Mein Sehnen, so ist es gewesen,
(Sah vor mir Dein liebliches Gesicht)
Hätte um den Schlaf
Mich fast gebracht
So habe ich die halbe Nacht
Gewacht

Dann nahm ich mir ein Buch zum Lesen
Darin ein lustiges Gedicht -
Und hab’ mich in den Schlaf
Gelacht

Psyche und Verstand


Oft, ja oft wird Herr Verstand
von Frau Psyche übermannt;
womit der Glaub’, daß er der Herr,
klar als Irrtum erkannt wär’!